Eisenmangel: Die 8 wichtigsten Fakten
Eisenmangel ist die häufigste Mangelerkrankung: Weltweit sind etwa zwei Milliarden Menschen betroffen. Gleichzeitig verträgt die Hälfte der Bevölkerung keine Eisenpräparate. Sie auch? Finden Sie es heraus.
Eisen hat viele Funktionen im Körper. Eine der wichtigsten: als Teil der roten Blutzellen den Sauerstofftransport zu unterstützen. Doch auch fürs Immunsystem und den Energiestoffwechsel spielt Eisen eine wichtige Rolle. Und: Es hilft bei der Bildung von Haaren, Haut und Nägeln. Bei Eisenmangel ist ein Haarausfall ein häufiges, erstes Zeichen. Woran Sie einen Eisenmangel sonst noch erkennen, welche Werte beim Bluttest wichtig sind und was hilft, wenn man betroffen ist, verrät der Salzburger Eisenmangelexperte Dr. Darius Chovghi im Interview.
Eisenmangel: Ursache, was essen, was hilft – die wichtigsten Fakten
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Ursachen: Wie entsteht ein Eisenmangel?
„Die häufigste Ursache: Die Eisenaufnahme im Darm ist nicht optimal, sodass nicht genug Eisen aufgenommen werden kann. Leider kann das oft auch nicht korrigiert werden. Teils hängt es mit einem Reizdarm oder häufigen Stresssituationen zusammen, dass die Eisenaufnahme nicht richtig funktioniert. Auch wenn wir viel Sport treiben und wenn wir älter werden, ist bzw. wird ein Eisenmangel wahrscheinlicher.“
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Warum leiden vor allem Frauen darunter?
„Ein überwiegender Teil der Patienten sind tatsächlich Frauen. Das hat zum einen mit der Menstruation zu tun. Durch den hohen monatlichen Blutverlust scheiden Frauen viel Eisen aus. Es gibt aber noch einen weiteren Grund: Das beste Eisen, das wir über die Nahrung bekommen ist tierischen Ursprungs. Sprich: Das im Fleisch vorhandene Hämeisen ist pflanzlichen Varianten deutlich überlegen – und Frauen essen nun mal viel weniger Fleisch als Männer. Aus diesen zwei Gründen leiden sie auch häufiger unter Eisenmangel.“
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Woran erkenne ich, ob ich an einem Eisenmangel leide?
„Die Hauptsymptome bei Eisenmangel sind geschlechterunspezifisch. Sowohl Frauen als auch Männer klagen über Müdigkeit, Erschöpfung und depressive Verstimmungen. Sie sind häufig krank, zum Beispiel mit Harnwegsinfektionen oder Schnupfen. Und die Haare werden dünner und fallen aus. Mit unseren Methoden müsste aber eigentlich keiner mehr einen Eisenmangel haben. Denn: Dieser ist heutzutage sehr gut diagnostizier- und behandelbar.“
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Selber behandeln – oder doch lieber erst zum Arzt?
„Es ist auf jeden Fall wichtig, seinen Eisenwert testen zu lassen und nicht einfach willkürlich Tabletten zu schlucken. Denn: Wir können Eisen nicht beliebig ausscheiden. Wer zu viel davon im Körper hat, riskiert, dass sich das Zuviel in der Haut oder Leber ablagert – und dort Probleme verursacht. Das ist besonders dramatisch, wenn man an der Eisenspeicherkrankheit leidet. Die liegt vor, wenn der Körper unkontrolliert Eisen aufnimmt und speichert.
Eisenpräparate können außerdem die Aufnahme von anderen Stoffen stören: Wenn Sie zum Beispiel zusätzlich einen Zinkmangel haben und zeitgleich Zink und Eisen einnehmen, kann das die Zinkaufnahme stören. Darum ist es wichtig, die richtige Menge zur richtigen Zeit einzunehmen. Und das kann nur der Arzt bzw. die Ärztin bestimmen.“
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Beim Bluttest: Welche Werte geben Auskunft über den Eisengehalt im Blut?
„Der wichtigste Eisenwert beim Bluttest ist Ferritin – das Speichereisen. Dieser Wert zeigt an, wie gut der Eisenspeicher gefüllt ist. Auch das rote Blutbild (Hämoglobin) ist eine wichtige Komponente. Hier sieht man nämlich grobe Schwankungen beim Eisenwert.
Arzt oder Ärztin achten aber auch darauf, ob die Entzündungswerte im Blut erhöht sind. Ist das der Fall, werden nämlich oft falsche Eisenwerte angezeigt. Denn: Die Werte sehen dann unter Umständen besser aus, als sie es tatsächlich sind.“
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Was hilft: Wie wird Eisenmangel behandelt?
„Es gibt drei Varianten, mit denen ein Eisenmangel behandelt wird. Die erste ist über die Ernährung: Meiner Erfahrung nach funktioniert das eigentlich nicht. Denn: Man müsste sehr, sehr hohe Mengen an rotem Fleisch und Innereien zuführen. Zudem ist die Aufnahmefähigkeit über den Darm wie erwähnt sehr gering. Außerdem bekomme ich dann viele andere Stoffe in den Körper, die ich nicht brauche.
Etwas besser gelingt es mit Möglichkeit 2: Säfte und Tabletten. Was hier hilft: immer darauf achten, dass man die richtigen Stoffe kombiniert – Vitamin C verbessert die Eisenaufnahme, Kaffee und Milchprodukte dagegen stören sie. Auch wichtig zu wissen: Nur etwa 50 Prozent der Bevölkerung vertragen Eisenpräparate. Diese können nämlich der Darmschleimhaut schaden. Wenn die Präparate Sodbrennen, einen gereizten Darm, Magenbeschwerden oder Verstopfung auslösen, setzen viele sie schnell wieder ab. Bei denen, die Präparate vertragen, muss der Arzt oder die Ärztin nach etwa zwei Wochen nachkontrollieren, ob das Eisen überhaupt im Blut aufgenommen wird.
Wenn es nicht gut aufgenommen wird, greift man spätestens da zu Variante 3: die Infusion. Hier wird hochkonzentriertes Eisen direkt ins Blut geleitet. Etwa ein bis zwei Infusionen reichen meist, um die Eisenspeicher komplett aufzufüllen. Ein weiterer Vorteil: Es gibt keine Beschwerden im Darm.“
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Was passiert, wenn Eisenmangel nicht behandelt wird?
„Jemand mit Eisenmangel hat eine deutlich reduzierte Abwehr. Gerade jetzt in Coronazeiten heißt das, dass Eisenmangel möglicherweise zu einem schwereren Verlauf der Krankheit führt. Dasselbe gilt auch für Tumorerkrankungen.
Wird der Mangel über lange Zeit nicht behandelt, besteht außerdem das Risiko einer Anämie. Eine Anämie ist der Moment wo der Eisenmangel so stark wird, dass der Wert der roten Blutzellen im Körper abfällt bzw. die roten Blutzellen weniger werden. Die Konsequenz daraus: Sauerstofftransportschwierigkeiten. Wenn ich mit einer Eisenmangelanämie Sport mache, bin ich schnell erschöpft und kurzatmig. Später spüre ich dann eine ständige Schwäche, weil die Leistungsfähigkeit immer weiter runter geht. Aber keine Panik: Eine Anämie lässt sich leicht behandeln und kommt tatsächlich viel seltener vor, als Eisenmangel.“
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Was essen bei Eisenmangel?
„Wesentlich bei der Ernährung ist: Ernähren Sie sich unterschiedlich, variieren Sie also verschiedene Nahrungsmittel. Sobald ich mich vegan oder vegetarisch ernähre steigt das Risiko auf einen Eisenmangel, weil der wichtigste Eisenlieferant – Fleisch – ausfällt. Viel wichtiger als das, was ich esse, ist aber WIE ich esse. Wenn wir die Art des Essens optimieren, kommen wir in der Praxis damit weiter, als wenn wir sagen: Du musst mehr Fleisch essen. Denn: Die Esskultur beeinflusst die Aufnahme über den Darm. Das heißt: Wir nehmen viel mehr wichtige Stoffe auf, wenn wir langsam essen, nicht im Stress sind und Essenspausen einlegen. Das hilft, einen guten Eisenwert zu erhalten.“