Bauchweh? Was Sie tun können, wenn die Psyche auf den Darm schlägt - und Sie unter Ihrem Reizdarm leiden.
Was tun bei Darmproblemen?

Reizdarm: 3 Übungen, um Psyche & Darm zu beruhigen

Psyche und Darm hängen stark miteinander zusammen. Und das führt oft zu Beschwerden, hinter denen aber keine Erkrankung oder Nahrungsmittelunverträglichkeit steckt. Was Sie tun können, wenn die Psyche die Verdauung beeinflusst – und wie Sie Ihren Reizdarm beruhigen.

Sie kennen bestimmt den Ausspruch „Das liegt mir im Magen“ oder „Dieses Erlebnis hat mir auf den Magen geschlagen“ (und damit meinen wir nicht eine Magen-Darm-Grippe). Die Psyche kann den Darm tatsächlich beeinflussen – und umgekehrt: Wenn wir auf unser „Darmhirn“ hören, essen wir intuitiver. Übrigens: Nicht jedes Problem mit dem Darm ist gleich eine Nahrungsmittelunverträglichkeit! Oft können wir bei Reizdarm-Symptomen wie Blähungen oder Durchfall mit Entspannungsübungen gegenwirken – weil eben die Psyche mitspielt. Wollen Sie genauer wissen, wie Darm und Psyche miteinander zusammenhängen? Und was hilft, wenn die Psyche auf den Darm schlägt? Bitte sehr:

Reizdarm: Wie die Psyche die Verdauung beeinflusst

Dass Darm und Psyche miteinander zusammenhängen, ist wissenschaftlich bestätigt: Unser Darm steht direkt mit dem Gefühlszentrum in unserem Gehirn in Kontakt. „Zwischen dem Magen-Darm-Trakt und dem Gehirn gibt es mehr Nervenverbindungen als im Rückenmark“, sagt Elisabeth Schartner, Fachärztin für Innere Medizin im Barmherzige Schwestern Krankenhaus Wien. Darm und Gehirn sind ständig miteinander in Interaktion. Dieser Austausch funktioniert etwa über das komplexe Nervensystem des Darms mit seinen rund 500 Millionen Nervenzellen oder über das Immunsystem, aber auch über die Billionen Darmkeime, das Mikrobiom. Somit kann sich der Darm auf unsere Emotionen auswirken – und umgekehrt.

Kann Stress Darmprobleme auslösen?

Angst und Stress können tatsächlich Darmprobleme auslösen und verstärken. Wenn Sie zum Beispiel Durchfall oder Blähungen haben und deshalb nervös, ängstlich und verstimmt werden, wirkt sich das wiederum auf den Darm aus. Sie richten Ihre ganze Konzentration auf Ihre Eingeweide, sind verunsichert und befürchten womöglich, an einer Krankheit zu leiden. Ein klassischer Fall für den Reizdarm. Laut der Süddeutschen Zeitung haben, je nach Schätzung, zwischen zwei und zwanzig Prozent eine problematische Beziehung zu Darm und Verdauung. Nicht immer steckt dahinter aber eine Krankheit. Kein Wunder, sagt Expertin Schartner, denn: „Allein dadurch, dass Sie sich viele Gedanken machen, kann eine negative Spirale in Gang kommen. Wenn Sie sich selbst stressen, zu sehr in Ihren Körper hinein hören und jedes Bauchzwicken registrieren, lenken Sie Ihre volle Aufmerksamkeit auf den Darm.“ Das Organ reagiert gereizt auf die von Ihnen ausgesendeten Ängste. Die dadurch entstehenden Schmerzen verstärken die Angst. Ein Teufelskreis.

Das Problem mit dem Reizdarm

Im Prinzip ist es richtig, wenn uns das Gehirn vor Gefahren warnt. Dazu ist es da. Wenn es bemerkt, dass in der Darmflora etwas nicht in Ordnung ist, folgen Durchfall oder Blähungen. Das ist erstmal nur der Versuch des Körpers, Ungesundes auszuscheiden und sich selbst zu heilen. Die Schwierigkeit dabei: Wenn ein Mensch aufgrund solcher Symptome sofort ängstlich oder verunsichert wird, sendet das Gehirn erneut Warnsignale aus. Und dann kommt es zu der großen Verunsicherung vieler Menschen: Sie vertrauen ihrem Bauchgefühl nicht mehr, leiden unter ihrem Reizdarm und stellen Selbstdiagnosen an, wie Nahrungsmittelunverträglichkeit. Apropos: Unter einer solchen leiden statistisch ziemlich wenige Menschen. Weniger als ein Prozent der Bevölkerung vertragen beispielsweise kein Gluten, bei Histamin und Fruktose sind die Zahlen ähnlich gering.

Welche Entspannungsübungen beruhigen den Darm?

Der Darm reagiert also auf Angst und Stress. Was können Sie tun, wenn die Psyche auf den Darm schlägt – und die Psyche den Stuhlgang beeinflusst? Sorgen Sie für Beruhigung! Es ist wissenschaftlich belegt, dass sich bestimmte Entspannungsübungen sehr positiv auf das Stresserleben, die Lebensqualität und die Symptome von funktionellen Magen-Darm-Erkrankungen auswirken.

„Die Verdauung funktioniert am besten, wenn der Körper in einem entspannten Modus ist“, sagt Schartner. Und: Weil Entspannungsübungen ganz allgemein das Stresslevel senken, ist man in seinem Alltag weniger stressanfällig – was den Darm beruhigen kann. Und so Ihre Psyche den Stuhlgang weniger beeinflusst.

  1. Yoga & Entspannungsübungen

    Auch beim Yoga geht es unter anderem darum, bewusst das Loslassen und das Entspannen zu trainieren. Das Stresslevel sinkt und der Darm kann im entspannten Zustand am besten arbeiten. Tipp: Nachher eine Tasse Yoga-Tee trinken.

  2. Progressive Muskelentspannung nach Jacobson

    Auch diese Entspannungsübung eignet sich gut, um die eigene Psyche und damit den Darm zu beruhigen. Dabei werden einzelne Muskelgruppen von Kopf bis Fuß angespannt und wieder lockergelassen, was zu mehr innerer Ruhe führt.

  3. Achtsamkeitsübungen & Meditation

    Besonders empfehlenswert für den Darm sind Entspannungsübungen, bei denen Sie sich bewusst auf die Atmung konzentrieren. Das beruhigt von innen.

Was tun, wenn die Darmprobleme anhalten?

Freilich sind nicht alle Darmprobleme auf die Psyche zurückzuführen, häufig besteht aber eine Verbindung. Es gibt jedenfalls drei wirklich große Alarmsymptome, bei denen Sie sich so schnell wie möglich an einen Arzt wenden sollten: Wenn Sie Blut im Stuhl haben, wenn Sie an nächtlichen Beschwerden wie zum Beispiel Durchfall leiden oder wenn Sie an Gewicht verlieren. Generell gilt: „Wenn Sie sich durch Ihre Beschwerden in Ihrer Lebensqualität beeinflusst fühlen, sollten Sie einen Arzt aufsuchen“, rät Schartner. Gerade der Reizdarm sei heute sehr gut behandelbar, etwa mittels Bauchhypnose.

Elisabeth Schartner ist Fachärztin für Innere Medizin im Barmherzige Schwestern Krankenhaus Wien. Sie ist auf Psychosomatik spezialisiert und ist unter anderem im Darmzentrum der Fachklinik tätig. www.bhswien.at

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