Frau, die zu Baby auf erhöhter Liege aufsieht und es festhält
Alternative Methoden

Osteopathie beim Baby: Diese 7 Fragen haben alle Eltern

Man hört immer wieder, dass Osteopathie beim Baby dazu führt, dass die Kleinen besser schlafen und weniger weinen. Aber das gilt eben nicht für alle. Über Grenzen und Möglichkeiten der alternativen Heilmethode.

Osteopathie beim Baby ist eine alternative Heilmethode, die in den letzten Jahren einen regelrechten Boom erfahren hat. Selbst wenn das Baby keine Symptome oder Auffälligkeiten zeigt, lassen immer mehr Eltern ihre Neugeborenen – quasi präventiv – von einem Osteopathen oder einer Osteopathin checken.

Osteopathie beim Baby: 7 Fragen, die sich alle Eltern stellen

1. Was ist Osteopathie überhaupt?

Osteopathie beim Baby funktioniert nach den gleichen Grundsätzen wie bei Erwachsenen. Es geht um eine ganzheitliche, manuelle Betrachtung des Körpers. Manuell bedeutet: Die Behandlungen werden mit der Hand, also ohne Gerätschaften, Spritzen oder Medikamente durchgeführt.

„Ziel ist es, durch gezieltes Drücken, Spüren oder Handauflegen des Osteopathen den Körper in seiner Fähigkeit zur Selbstheilung zu unterstützen“, sagt Margit Halbfurter, Kinderosteopathin aus Villach. Blockaden, Fehlstellungen, Dysfunktionen und andere Formen des Unwohlseins sollen auf diese Weise gelöst werden können. „Im Unterschied zur ebenfalls manuell arbeitenden Chiropraktik betrachtet die Osteopathie nicht allein den Knochen- und Bewegungsapparat, sondern auch den Rest des Organismus, wie Organe, Blutgefäße, Bindegewebe oder Faszien“, sagt die Expertin.

2. Osteopathie beim Baby: Wie läuft eine Behandlung ab?

Der Osteopath oder die Osteopathin lässt sich in der Regel zunächst die Auffälligkeiten und Besonderheiten des Säuglings durch die Eltern schildern, stellt gezielte Fragen und beginnt dann mit der Untersuchung und Behandlung. Er erfühlt und ertastet das Baby behutsam.

Osteopathie ist zwar niemals schmerzhaft; beim Baby wird aber besonders sanft vorgegangen. Wird eine behandlungsbedürftige Fehlstellung, Funktionsstörung oder Ähnliches diagnostiziert, geschieht die weitere Behandlung ebenfalls per Hand – und ebenfalls super sanft.

3. Ist Osteopathie beim Baby anders als beim Erwachsenen?

„Im Grundsatz ist die Behandlung gleich“, sagt Halbfurter. „Der größte Unterschied ist für mich das unbeschreibliche Potenzial eines Kindes. Während wir bei einem Erwachsenen nach Läsionen suchen und oft mit Kompensationen arbeiten, können wir bei Kindern in den meisten Fällen aus diesem unglaublichen Potenzial der Gesundheit schöpfen und in kurzer Zeit viel mehr erreichen. Kinder spüren die Behandlung, weil sie im Gegenteil zum Erwachsenen nicht ständig versuchen sie zu verstehen.“

4. Warum wirkt Osteopathie: Was ist das Geheimnis?

Osteopathie klingt auf den ersten Blick wenig greifbar. „Leider verwechseln auch immer noch viele Osteopathie mit Energiearbeit“, sagt die Expertin und erklärt: „Vielleicht liegt das Geheimnis darin: Wir versuchen, das Funktionieren des menschlichen Körpers als Einheit zu sehen. Wir wissen um die Fähigkeit der Selbstregulation und Selbstheilung des menschlichen Körpers und kennen das Wechselspiel von Struktur und Funktion.“ Die Hände von Osteopathinnen wie Halbfurter haben gelernt, wie ein sechster Sinn zu agieren und verschiedene Gewebezustände im Körper zu erspüren.

5. Braucht jedes Baby Osteopathie?

Vor allem bei Kindern, die sehr viel weinen, schmerzhafte Koliken haben, unruhig sind, schlecht schlafen oder Probleme beim Stillen haben, suchen Eltern häufig die Hilfe einer Osteopathie-Praxis auf. Immer häufiger werden aber auch Behandlungen ohne konkrete Symptome oder Probleme, quasi als präventiver Check-up nach der Geburt, durchgeführt.

Grund hierfür: die Vermutung, der anstrengende Geburtsprozess könne Verspannungen, Fehlhaltungen oder andere sogenannte Geburtstraumata hinterlassen haben, die das Baby beeinträchtigen. Und zwar nicht zwingend akut, sondern auch in seiner späteren Entwicklung. Ein solches Vorgehen ist grundsätzlich natürlich weder falsch noch bedenklich, wird aber durchaus auch kritisch betrachtet.

6. Kritik und Grenzen: Was sagt die Schulmedizin?

Konkret heißt es: Eine Geburt ist immer ein belastender, dabei aber völlig normaler und natürlicher Prozess. Mögliche Folgen, die daraus entstehen können, seien ebenfalls gewöhnlich, gehörten zur Säuglingsphase dazu und würden sich mit Hilfe von elterlicher Fürsorge, Ruhe und Geduld sowie regelmäßigen Kontrollen durch einen Kinderarzt oder eine Kinderärztin in aller Regel von allein erledigen. Eine Ausnahme gelte bei einem pathologischen Befund. Ein solcher gehöre aber ohnehin grundsätzlich in die Hände der Schulmedizin, sagen Kritiker.

7. Warum machen Eltern unterschiedliche Erfahrungen mit Osteopathie beim Baby?

Eine osteopathische Behandlung bei Säuglingen und Babys ist also kein zwingendes Muss. Auch sind die Erfahrungen, die Eltern mit der Osteopathie beim Baby gemacht haben, unterschiedlich. Alternative Methoden sind keineswegs immer als Allheilmittel zu verstehen. So zeigen sich manche Kinder zwar während der Behandlung ruhig und zufrieden, kaum sind sie daheim werden sie aber wieder unruhig. Expertinnen und Experten raten in solchen Fällen zu mehreren Behandlungen in Folge. Aber auch das ist nicht immer ein Erfolgsgarant. Bei manchen Kindern schlägt Osteopathie schnell und gut an. Bei anderen Kindern eben nicht.

Osteopathie beim Baby ist daher weder richtig noch falsch. Alternative Medizin ist aber durchaus eine Option und eine Ergänzung zu regelmäßigen Kontrolluntersuchungen beim Kinderarzt. Denn oft bringen alternative Praktiken auch einfach nur die Gewissheit, alles Mögliche getan zu haben, damit es dem kleinen Schatz gut geht. Einen Versuch ist es also wert.

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