Kinder achtsam erziehen: Warum das wichtig ist und wie Sie Ihrem Kind geben, was es braucht.
Richtig mit Kindern kommunizieren

Warum achtsame Erziehung so wichtig ist

Kinder achtsam erziehen ist leichter gesagt als getan. Denn jeder ist einmal zu gestresst oder zu müde, um etwas kindgerecht zu erklären. Das ist normal. Doch es gibt Sätze und Ausdrücke, die Sie zum Wohl Ihres Kindes dauerhaft aus Ihrem Wortschatz streichen sollten.

Ein Kind ist ein Mensch. Ein kleiner Mensch. Und genauso wertvoll und wichtig wie jeder Erwachsene. Denn Kinder leben in unserer Zukunft, gestalten sie, verwalten sie. Wir erwarten von ihnen, gut zu machen, was vergangene Generationen an der Welt verbrochen haben. Trotzdem trauen und gestehen wir unseren Kindern vieles nicht zu, drängen sie zum Aufräumen, wenn sie lieber spielen wollen. Wir schimpfen, verbieten, tadeln und bestrafen. Das kann viel anrichten – und selten Gutes.

Dr. Anke Elisabeth Ballmann beschreibt in ihrem Buch „Seelenprügel“, was wir Kindern mit den falschen Worten und zu wenig Zuwendung antun. Und wie wir das mit den richtigen Mindset bei der Erziehung verhindern können. Tipp: Auch die Friedenspädagogik von Maria Montessori lässt sich leicht im Alltag anwenden!

Darum ist eine liebevolle Erziehung so wichtig

Das Wort „Seelenprügel“ verwendet Ballmann als bildlichen Begriff für psychische Gewalt, mit der ein Mensch „immer wieder verbal und nonverbal abgewertet und vernachlässigt wird, keine Anerkennung bekommt und ihm von seinem Umfeld eine liebevolle Beziehung verwehrt bleibt.“

Schlimm: Sehr viele Kinder erfahren solche „Seelenprügel“ in ihrem Elternhaus, dem Kindergarten (etwa bei der Eingewöhnung) oder in der Schule, weiß die Pädagogin und Psychologin. Wer immer wieder Phrasen verwendet wie „Stell dich nicht so an!“, „Wenn du nicht sofort …, dann …!“ oder „Aus dir wird nie etwas!“, signalisiert Kindern „Mit dir stimmt etwas nicht. – und beraubt sie um eine der wichtigsten Kraftquellen, die Kinder besitzen: Urvertrauen.

Gerade Ironie und Sarkasmus verstehen kleine Kinder nicht – das können sie frühestens ab 6 Jahren. Wenn ein vierjähriges Kind beim Essen versehentlich ein Glas runterwirft und Eltern reagieren sarkastisch mit „Na, das hast du aber toll gemacht!“ versteht das Kind dies als Lob, nicht als Tadel. Bestrafen Sie als Eltern es aber im nächsten Moment für das umgeworfene Glas, ist das Kind verwirrt und verunsichert. Warum? Seiner Meinung nach haben Sie es ja gelobt.

Expertin Ballmann geht sogar noch weiter: „Die falsche Ausdrucksweise kann kleine Kinder schockieren bis traumatisieren. Sie verstehen noch nicht, was sie falsch gemacht haben und warum sie angeschrien oder bestraft werden.“

Kinder brauchen das Gefühl, immer geschätzt und geliebt zu werden und bei den Eltern einen sicheren Hafen zu haben. Denn nur so fühlen sich Kinder gut und richtig und in dieser Welt willkommen – und lernen mit dieser Basis Herausforderungen und Probleme zu meistern.

Achtsam erziehen: So geben Sie Ihrem Kind, was es braucht

  • Da sein, aber nicht aufdrängen: Geben Sie Ihren Kindern den Freiraum, selbst zu spielen und dabei zu lernen und zu entdecken. Greifen Sie nur ein, wenn das Kind nach Hilfe und Beteiligung fragt. (Und bringen Sie Ihrem Nachwuchs bei, alleine zu spielen.)
  • Das Gespräch suchen: Kinder erzählen gern und viel – hören Sie zu. Und fragen Sie nach. Das vermittelt einem Kind (wie auch einem Erwachsenen) das Gefühl, dass Sie sich wirklich für seine Belange interessieren. Es fühlt sich geborgen und wertgeschätzt. Ihr Schulkind redet wenig über den Tag? Es gibt Tipps, wie Sie Kinder zum Reden bringen, ohne sie zu bedrängen.
  • Genau hinschauen und beobachten: Finden Sie heraus, welche individuellen Begabungen und Fähigkeiten Ihr Kind hat und auch was es verletzt. Nur dann können Sie ihm geben, was es wirklich braucht.
  • Geduld und Verständnis aufbringen: Es ist noch kein Meister vom Himmel gefallen und wir alle mussten lernen, was wir heute können und wissen. Gestehen Sie das auch Ihren Kindern zu und bewahren Sie Ruhe, wenn die Gabel zum zwölften Mal auf dem Boden landet oder die Schuhe schon wieder falsch gebunden sind.
  • Achtsam zu sich selbst sein: Selbstreflektion ist wichtig! Nur wer seine eigenen Gefühle kennt und mit diesen umgehen kann, kann auch auf die Emotionen eines anderen eingehen.
  • Ein Vorbild sein: Kinder schauen sich viel von ihren Eltern und Bezugspersonen ab und spiegeln ihr Verhalten. Damit Ihr Kind ein liebevoller und selbstbewusster Mensch werden kann, seien Sie selbst das beste Vorbild!
Buchcover

Seelenprügel – Was Kindern in Kitas wirklich passiert. Und was wir dagegen tun können
(Dr. Anke Elisabeth Ballmann)
Verlag: Kösel

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