Eingewöhnung im Kindergarten: 7 Regeln für Eltern
Jedes Kind geht eines Tages in den Kindergarten. Doch wie schaffen Eltern und Kind es, sich voneinander gut und ohne Tränen zu lösen?
Kommt ein Kind in den Kindergarten, ist das ein ganz großer Schritt in seiner Entwicklung. Expertinnen und Experten halten das dritte Lebensjahr für den geeigneten Zeitpunkt für eine Eingewöhnung im Kindergarten: Dann sind die meisten Kleinkinder geistig und sozial so weit, dass sie sich von Mama und Papa loslösen können und reif sind für den Austausch mit Gleichaltrigen. Die meisten sind dann auch schon trocken und tragen (tagsüber) keine Windel mehr.
Doch kein Kind kann sich von heute auf morgen gleich trennen von seinen wichtigsten Bindungspersonen, den Eltern. Sanft und achtsam sollte daher der Start in den Kindergarten passieren, ohne Tränen und ohne dauerhafte seelische Erschütterung. Wie das geht? Wenn sich Eltern dieser Regeln für eine sanfte Ablösung bewusst sind. Es gilt: Je jünger das Kind, desto behutsamer und mit mehr Zeit sollte die Eingewöhnung geschehen.
So gelingt die sanfte Eingewöhnung in den Kindergarten
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Wichtig ist genügend Zeit für die Eingewöhnung
Oft fällt der Start in den Kindergarten mit dem Wiedereinstieg der Mutter oder seltener des Vaters nach der Karenz in den Job zusammen. Das ist fürs Kind und für eine gute Eingewöhnung nicht optimal. Überhaupt sollten einschneidende Veränderungen in der Familie wie Geburt eines Geschwisters, Umzug, Urlaub nicht zusammenfallen mit dem Kindergartenstart. Planen Sie auf jeden Fall mehrere Wochen für die Eingewöhnung ein, nicht nur eine Woche oder nur zwei. In so kurzer Zeit schafft kaum ein Dreijähriges, sich ohne traumatische Erlebnisse an die neue Situation zu gewöhnen – kleinere Kinder sogar noch seltener!
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Wie lange es dauert, bestimmt das Kind
Einen guten Kindergarten erkennen Eltern daran, dass dieser keine konkrete Zeit vorgibt, wie lange Eltern bei der Eingewöhnung dabei bleiben dürfen. Denn: Jedes Kind ist unterschiedlich, und jedes Kind braucht individuell lange. Das Tempo der Eingewöhnung bestimmt damit das Kind. Reden Sie vorab mit der Leitung des Kindergartens und fragen Sie danach, wie das Konzept der Eingewöhnung aussieht. Eine Institution, die auf eine sichere und vertrauensvolle Bindung setzt, wird niemals eine Frist, etwa von einer Woche, vorgeben.
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Tränen müssen nicht sein
Ja, Kinder weinen. Weil sie sich wehgetan haben, weil sie traurig sind oder Angst haben. Aber bei der Eingewöhnung geht es ohne Tränen, sind sich alle Expertinnen und Experten einig, die auf die sanfte Ablösung setzen. Wenn ein Kind bei der Eingewöhnung im Kindergarten weint, ist es verzweifelt und verängstigt: Es glaubt, von seinen Eltern zurückgewiesen und verlassen zu werden. Klar, Kinder hören irgendwann auf zu weinen. Doch nur, weil sie aufgeben – nicht weil sie sich sicher gebunden fühlen. Und das kann auf Dauer traumatisieren.
Deshalb: Lassen Sie sich nicht einreden, dass Tränen sein müssen oder diese ein Zeichen von Wut oder gar ein Druckmittel Ihres Kindes sind. Geben Sie Ihrem Kind lieber genug Zeit, dass es den neuen Bindungspersonen vertraut. Dann wird der Abschied ohne Tränen und Angst klappen!
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Wie Eltern die Einwöhnung erleichtern
Sinn und Zweck der Eingewöhnung ist: Ihr Kind muss so viel Vertrauen in die Erzieherinnen oder Erzieher finden, dass es sich auch ohne Eltern sicher fühlt und z.B. trösten lässt. Voraussetzung dafür ist – siehe oben – viel Zeit. Aber auch Sie als Eltern spielen eine wichtige Rolle: Sie müssen einerseits der sichere Hafen für Ihr Kind sein – es muss das Gefühl haben, in der neuen Umgebung jederzeit zu Ihnen zurückkommen zu können.
Andererseits sollten Sie sich bei der Eingewöhnung eher passiv verhalten: Spielen Sie nicht mit dem Kind, wenn es zu Ihnen gelaufen kommt, weisen Sie es aber auch nicht brüsk ab. Handy, Zeitung oder Buch sollten jedenfalls tabu sein! Sonst wird Ihr Kind versuchen, eher Ihre Aufmerksamkeit zu gewinnen, als sich der neuen Situation und der neuen Bindungsperson zuzuwenden.
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Niemals davonschleichen
Ein schlechter Rat aus der Praxis wäre, sich bei der sanften Eingewöhnung einfach aus dem Gruppenraum davonzuschleichen. Sie verunsichern damit Ihr Kind, das gerade versucht, Vertrauen zu schöpfen. Im schlimmsten Fall reagiert es dann in Zukunft auch zuhause panisch auf jede noch so kleine Abwesenheit von Ihnen. Verabschieden Sie sich also kurz, aber bewusst von Ihrem Kind, bevor Sie den Kindergarten verlassen (oder auch nur in die Garderobe gehen). Wann Sie dieses zum ersten Mal tun und für wie lange, besprechen Sie mit dem Erziehungspersonal.
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Eine Eingewöhnung kostet Kraft
Für ein Kleinkind ist der Kindergartenstart eine enorme Leistung: Sich auf die neue Umgebung einzustellen, die vielen Kinder, die neuen Erwachsenen, andere Rhythmen macht müde. Für die Dauer der Eingewöhnung raten Expertinnen und Experten daher Eltern, den Rest des Tages in Ruhe zu gestalten. Fahren Sie das übliche Bespaßungsprogramm am besten für eine Weile runter. Lieber daheim kuscheln, vorlesen oder basteln statt wie üblich Spielplatz, Playdate oder Sportkurs auf die To-do-Liste setzen.
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Manchmal hilft nur Abbrechen
Vielleicht war der Moment nicht passend, vielleicht passt der Kindergarten für Sie nicht, vielleicht gab es traumatische Erlebnisse durch andere Trennungen wie eine Krankheit der Mutter – oder Ihr Kind ist einfach noch nicht so weit. Wenn Angst, Tränen und Verzweiflung überhand nehmen, sollten Sie als Eltern reagieren.
Gute Kindergärten raten in solchen Fällen dazu, die Eingewöhnung abzubrechen (und sie zu einem späteren Zeitpunkt erneut zu versuchen). Wenn dann keine Alternative bereitsteht, wird es für Sie schwierig. Für das Wohlergehen eines Kleinkindes aber wäre dieser Schritt das Beste. Auch wenn es nicht ständig vorkommt, dass eine Eingewöhnung scheitert: Es kann vorkommen – auch deshalb ist es ratsam, eine Eingewöhnung nicht erst kurz vor Ende der Karenz anzugehen. Oder einen Plan B im Hinterkopf zu haben, wie die Betreuung durch die Großeltern.
Unser Tipp
Nach dem Kindergarten sind kleine Kinder oft hungrig – umso besser, wenn dann ein kleiner Snack etwa von dm in Mamas oder Papas Rucksack wartet.