Die Geburt Ihres Babys steht bevor? Wir verraten Ihnen, was Ihnen niemand darüber sagt.
So gewinnen Sie durchs Muttersein an Stärke!

Geburt: Was einem niemand darüber sagt!

Verändert uns die Mutterschaft komplett als Frau? Oder fügt sie uns „nur“ etwas Neues hinzu? Und was sind die Dinge über die Geburt, die einem niemand sagt?

Die Schwangerschaft ist schon eine Riesenveränderung für eine Frau – aber die Geburt eines Babys stellt dann das ganze Leben auf den Kopf. Speziell für Frauen, die ihr erstes Kind bekommen haben, ist es eine sehr herausfordernde Zeit: Tausende Fragen schießen einem durch den Kopf und die Gefühlsbandbreite scheint unendlich zu sein. Denn Frauen werden zwar quasi von einer Sekunde auf die andere Mutter, in der Mutterrolle anzukommen und sie auszufüllen, ist allerdings ein andauernder Prozess.

Kein Wunder, dass sich dann beim Eintrudeln der Glückwünsche zur Geburt Gedanken einschleichen können wie „Sieht mein Leben jetzt für immer so aus?“ und „Bin ich wirklich nur mehr Mutter?“ Was frau machen kann, um sich nicht in der Mutterrolle zu verlieren und dadurch sogar an Stärke gewinnen kann, verrät uns Katharina Weiner, Leiterin von familylab Österreich und selbständige Familienberaterin.

Welche hormonellen, seelischen und körperlichen Veränderungen erleben Frauen nach der Geburt? Und kann frau sich auf diese Veränderungen vorab einstellen?

Die Schwangerschaft, Geburt und Zeit danach wird von jeder Frau individuell empfunden und genau so ist es auch richtig. Das können emotionale Achterbahnen sein, aber auch Unzufriedenheit mit dem eigenen Körper.

Um gute Begleitung zu erhalten, sollten sich bereits werdende Mütter wenig von anderen Erfahrungen beeinflussen lassen, sondern sich am besten selbst ein Netzwerk an Vertrauenspersonen aufbauen. Gynäkologinnen und Gynäkologen helfen bei körperlichen bzw. hormonellen Fragestellungen und Bedürfnissen. Hebammen eignen sich schon in der Schwangerschaft für die seelische Begleitung und haben oft hilfreiche Tipps für körperliche Beschwerden. Und für heikle Anliegen gibt es zudem unabhängige Frauenberatungsstellen. Sie sind ein sicherer Ort für einen respektvollen und wertschätzenden Austausch.

Was sind Dinge über Geburt und die Zeit danach, die einem niemand sagt? Und warum eigentlich?

Die meisten Frauen berichten, dass sie sich an eine schmerzhafte Geburt erinnern, diese allerdings körperlich nicht mehr wahrnehmen. Es gibt auch Frauen, die sich aus Angst vor der natürlichen Geburt für einen geplanten Kaiserschnitt entscheiden, der durchaus gut überlegt werden sollte. Was einem auch meist niemand erzählt: Die Zeit nach der Geburt kann ganz schrecklich sein. Wochenbettdepression, Frauen, die ihre Kinder ablehnen, Stillschwierigkeiten, Brustentzündungen oder Krankenhauserfahrungen, die im 21. Jahrhundert nicht mehr passieren dürften: Es gibt viele Dinge, über die nicht gesprochen wird. Ich kann nur vermuten, warum niemand darüber spricht, und zwar weil wir Frauen eben Kinder bekommen und das halt einfach so ist. Zudem neigen Frauen dazu Überkräfte zu entwickeln, um die Familie (emotional) zu stärken. Doch Frauen dürfen auch traurig, überfordert, gestresst und völlig aufgelöst sein. Frauen sind keine Übermenschen.

Wieso fühlen Frauen sich nach einer Geburt oft der eigenen Identität beraubt? Was lässt sich dagegen tun?

Die Geburt, meist des Erstgeborenen, ist ein lebensveränderndes Ereignis. In den ersten Tagen herrscht in Familien noch Honeymoon-Stimmung, bis ins Bewusstsein vordringt, dass hier ein neuer Mensch – für den sich die Eltern lebenslang verantwortlich fühlen werden – im (Familien-)Leben angekommen ist. Manche erleben diese Zeit als „endlich angekommen zu sein“, andere wiederum als eine Art Schockzustand.

Darauf vorbereiten können sich Frauen lediglich mit dem Wissen darüber – und mit der eigenen Verantwortung und Absprache mit dem jeweiligen Partner/in, sich Hilfe zu holen, wenn diese gebraucht wird. Wir können uns im Vorfeld immer viel vorstellen. Tatsache ist aber, sobald eine Situation eintritt, wird sie so erlebt, wie es eben individuell möglich ist. Manche schwören auf Sport, Meditation, Therapie, andere hingegen brauchen einen Abend mit Musik und Gesellschaft.

Ein Baby zu bekommen, ist ein massiver Einschnitt ins Leben. Wie kann frau dadurch an Stärke gewinnen?

Vielleicht ein etwas philosophischer Ansatz, dennoch ein Wunsch für die Gesellschaft im Allgemeinen: Indem sich frau bewusst sein darf, dass sie von Beginn an einen Menschen dabei begleitet, jeden Tag über sich selbst hinauszuwachsen. Auch Bonding kann helfen: Es steigert das Selbstvertrauen der Mama und stärkt die mütterliche Intuition.

Der praktische Zugang ist: Wir lernen täglich von unseren Kindern, wenn wir das möchten. Wir können durch unsere Kinder sehr viel über uns selbst erfahren und uns selbst besser kennenlernen, das gilt für Mütter und Väter gleichermaßen. Vielleicht entdecken wir sogar etwas Neues in uns und entwickeln uns in eine unerwartete Richtung.

Was können Frauen machen, damit sie sich nicht in der Mutterrolle verlieren?

Ich lege grundsätzlich allen Frauen ans Herz, sich früh mit ihren eigenen Bedürfnissen zu befassen. Was macht mir Freude? Wo kann ich Kraft tanken? Gibt es besondere Begabungen, Interessen, die ich auch als Mutter weiter ausüben und verfolgen möchte?

Es kann auch durchaus sein, dass sich durch das Muttersein neue Lebenswege aufzeigen. Je besser ich mich als Frau kenne, gut für mich selbst und mein Wohlbefinden sorge, umso besser geht es auch meinen Kindern. Denn deren Bedürfnis ist es keinesfalls, dass ihre Mütter sich für sie aufgeben.

Muss frau sich als Mutter neu erfinden? Wie geht das, was hilft da?

Ich denke, frau als Mutter muss sich nicht neu erfinden, sie darf sich neu entdecken! Vor allem durch Aufmerksamkeit sich selbst gegenüber, wie etwa neue emotionale Befindlichkeiten. Werde ich plötzlich schneller rührselig oder gar wütend? Bringen mich Kleinigkeiten zum Lachen, bin ich in manchen Situation unaufgeregter? Bekommt Liebe für mich eine neue Dimension? Hatte ich bislang verborgene Talente? Hat sich meine Sicht auf die Welt, meinen Beruf, Partnerschaft, Familie verändert? Vieles, das in einem schlummerte, kommt vielleicht erst durch das Mutter werden zum Vorschein. Diese neuen Eigenschaften sollte frau auf keinen Fall kategorisch ablehnen. Oft lohnt es sich, diese anzunehmen.

Warum fühlen sich Mütter oft schuldig wenn sie einmal nur etwas für sich tun?

Das ist ein Phänomen, dem ich immer wieder begegne. Und auch ich muss mich oftmals selbst an der Nase nehmen. Frauen müssen aber auch einmal egoistisch sein, begleitet von dem Gedanken, dass sie sich selbst etwas Gutes tun, um mit Kraft und Energie für ihre Familie da sein zu können. Sich in der Aufgabe Familie zu verlieren heißt auch einen Teil von sich selbst, der eigenen Identität aufzugeben.

Deshalb auch meine Bitte an die Väter: Bleibt aufmerksam und vereinbart mit euren Frauen Paaraktivitäten, interessiert euch für eure Kinder, verbringt qualitativ-hochwertige Zeit miteinander – als Familie und auch als Paar. Der gesamten Familie geht es immer nur so gut, wie es den Erwachsenen geht. Kinder möchten, dass ihre Eltern glücklich sind. Wenn sie allerdings merken, dass diese sich wenig um sich selbst kümmern, übernehmen sie automatisch mehr Verantwortung als gut für sie ist.

Mein persönlicher Tipp: Tun Sie jeden Tag etwas für sich und gönnen Sie sich täglich mindestens 10 Minuten ganz für sich alleine.

Hören Mütter irgendwann auf mit diesem Schuldgefühl?

Ja. Und zwar spätestens dann, wenn sie von ihren 13-Jährigen hören, dass die Mami doch endlich ein eigenes Leben haben sollte …

Und was können Mütter gegen das Gefühl tun, sich ständig mit anderen Müttern vergleichen zu müssen?

Mein persönlicher, praktischer Tipp: Als Mutter (und Vater!) darüber reflektieren, wie mich mein Kind bereichert und wie ich meinem Kind genau das von Beginn an mitteilen kann. Kinder kennen und lieben die Mutter, die sie haben – und für das eigene Kind sind ihre Mütter immer die besten der Welt!

Manchmal können auch Elterngruppen sehr erfrischend sein, weil Eltern dort erfahren, dass sie nicht alleine sind mit ihren Alltagsherausforderungen. Vielleicht hilft es auch zu wissen, dass vergleichen im Grunde unmöglich ist, denn jede Familie ist einzigartig.

Jede Familienkonstellation ist anders. Es gibt Jung-Mütter, die schon nach 1 Jahr wieder arbeiten gehen. Wie schaffen sie es, dass sie sich nicht zwischen Job und Familie zerreißen?

Hier sind Selbstfürsorge, gute Organisation und eine pragmatische Herangehensweise gefragt. Es hat wenig Sinn eine Mutter hinter den sprichwörtlichen Herd zu zwingen, wenn sie das starke Bedürfnis verspürt, wieder zurück ins Berufsleben zu wollen. Es gibt aber auch Mütter, die arbeiten gehen müssen, weil es ihre finanzielle oder soziale Situation erfordert. In beiden Fällen braucht es eine gute und verlässliche Kinderbetreuung, wie z.B. Großeltern oder eine Krabbelstube in der sich das Kind wohlfühlt.

Am wichtigsten ist die Beziehung zum Kind. Und hier sollten Sie als Mutter ehrlich zu sich selbst und Ihrem Kind sein. Denn ein Kind, das weiß, dass seine Mama arbeiten gehen muss oder möchte wird gut mit der Situation umgehen können.

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