Mama mit Baby auf dem Arm
Ist Social Media Schuld?

Babyblues: 80 Prozent der Frauen betroffen

Die Vorfreude war groß – umso tiefer das emotionale Loch, in das manch frisch gebackene Mutter fällt. Wann ein Babyblues (fast) von allein wieder verschwindet und ab wann eine Wochenbettdepression ärztliche Hilfe braucht: Eine Hebamme klärt auf.

Das Warten hat ein Ende. Die Geburt ist überstanden. Und das Neugeborene ist zuckersüß. Eigentlich ist alles prima. Doch das viel versprochene Babyglück will sich bei vielen Müttern nicht einstellen. „Rund 80 Prozent der Frauen leiden unter einem Babyblues“, weiß Hebamme und Psychotherapeutin Tanja Liebl.

Babyblues: Darum sind so viele betroffen

„Experten bezeichnen den Babyblues auch als postnatales Stimmungstief oder Wochenbettdepression. Er tritt in der Regel zeitgleich mit dem Milcheinschuss ein, also rund drei bis vier Tage nach der Geburt“, erklärt die Expertin. Dass so viele Frauen davon betroffen sind, hat gleich mehrere Gründe. Die hormonelle Umstellung spielt ebenso eine Rolle wie die neuen Aufgaben einer jungen Mutter. (Übrigens: Bonding-Mamas leiden seltener unter Babyblues.)

Mutter zu werden ist schön, aber vor allem in der ersten Zeit ein Full-Time-Job, oft ohne wirkliche Pausen. Erschöpfung, Unsicherheit und Angst sind bei einer solchen Herausforderung eine ganz normale Reaktion.

Schürt Social Media falsche Erwartungen?

„Dass so viele Mamas einen Babyblues erleiden hat oft auch mit falschen Erwartungen zu tun“, sagt Liebl. Die schönen Bilder auf diversen Social Media Plattformen formen einfach ein falsches Bild von der Realität. „Es wird zu wenig darüber gesprochen, wie emotional und körperlich anstrengend es ist, Mutter zu werden. Weder im Internet, noch im Kreis von Freundinnen und Bekannten sind Herausforderungen oder gar eine Wochenbettdepression ein Thema.“

Babyblues: Alles, was Sie wissen müssen

Diese Symptome haben viele Frauen

Ein typischer Babyblues äußert sich vor allem in Müdigkeit, Erschöpfung, Energiemangel, Stimmungsschwankungen, Empfindsamkeit, Traurigkeit, Ängstlichkeit und Reizbarkeit. Zu unterscheiden ist der Babyblues von einer so genannten postnatalen Depression. Bei einer solchen kommen den genannten Symptomen oft noch Schuldgefühle, ein Gefühl von Leere, Desinteresse am Baby sowie allgemeine Freudlosigkeit hinzu. Auch Appetitverlust und Schlafstörungen sind nicht selten.

Während ein Babyblues nach einer Zeit der Eingewöhnung (meistens wenige Wochen) von allein wieder abklingt, dauert eine postnatale Depression deutlich länger an. Auch muss sie nicht zwingend unmittelbar nach der Geburt auftreten. Oft entsteht sie erst später im Verlauf des ersten Lebensjahrs.

Was tun bei einer Wochenbettdepression?

1. Ruhe und die Hilfe der Hebamme

Das Wochenbett, also die ersten Wochen nach der Geburt, sind dafür gedacht, dass Mutter und Kind sich ins neue Leben einfinden. Sie sollen nach der Geburt in Ruhe zu Kräften kommen können. Hebammen, die die Frauen im Wochenbett begleiten, sind wichtige Ansprechpartner. Sie sind darin geschult, die Entwicklung von Mutter und Kind zu begleiten und können einen Babyblues von einer postnatalen Depression unterscheiden. Sie verweisen im Fall der Fälle an Frauenärzte oder entsprechende Fachärzte.

2. Tränen zulassen

Manchmal ist Jungmüttern einfach nach Weinen zu Mute. Und dann sollten Sie diesem Drang auch nachgeben. Sich einmal richtig auszuweinen, kann helfen, Druck abzubauen. Schämen Sie sich nicht für Ihre Tränen, sondern nutzen Sie sie als emotionale Entlastung. Ein offener Umgang mit den eigenen Emotionen ist wichtig für die psychische und physische Gesundheit.

3. Hinausgehen

In der Zeit des Wochenbetts sollte frau sich zwar möglichst ausruhen und erholen. Das heißt aber nicht, dass junge Mütter sich nicht bewegen sollten. Im Gegenteil: Ein Spaziergang an der frischen Luft sorgt für einen Tapetenwechsel, der Kreislauf und Gemüt in Schwung bringt.

4. Schlafen

Schlafmangel zehrt am Nervenkostüm. Schlaf ist für junge Mamas daher essentiell. Nutzen Sie daher jede Gelegenheit, um etwas Schlaf zu bekommen. Egal wann und egal wie; Hauptsache Sie finden zur Ruhe. Vielleicht macht es Sinn, dass Sie das Baby dafür ein paar Stunden von Papa oder Oma beaufsichtigen lassen.

5. Partner & Familie einbeziehen

Auch das Umfeld hat sich die erste Zeit mit Baby vermutlich anders vorgestellt. Sie wollen Mutter und Kind glücklich sehen und fühlen sich der Situation oft auch hilflos ausgesetzt. Dabei können Partner, Freunde und Familie durchaus einiges tun. Zeigen Sie Verständnis für die Situation und verhelfen Sie der jungen Mama zu so viel Ruhe, wie sie braucht. Sagen Sie unnötige Besuche ab, übernehmen Sie Tätigkeiten im Haushalt und mit dem Baby. Sprechen Sie mit der jungen Mutter oder suchen Sie sich ebenfalls den Rat einer Hebamme.

Mutter zu werden ist am Ende nämlich keine Einzelaufgabe, sondern eine Frage von Teamwork. Erst wenn das Team wirklich eingespielt ist, kann die Seele auftanken und sich das Babyglück endlich einstellen. Versprochen! 

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