Bauch einer Schnwangeren im Profil
Individuelle Geburtsbegleitung

Doula: Im Dienste der werdenden Mutter

Doulas haben eine lange Tradition. Ursprünglich kommt das Konzept aus den USA, aber auch bei uns sind die empathischen Geburtshelferinnen beliebt. Braucht jede Schwangere eine Doula bei der Geburt?

So manche Schwangere entschließt sich dazu, die Hilfe einer Doula in Anspruch zu nehmen. Eine Doula begleitet die werdende Mama in den Wochen vor der Geburt und steht auch während der Geburt als wertvolle Unterstützung parat. Doch was ist eine Doula genau, was macht sie und wie unterscheidet sie sich von einer Hebamme?

Was macht eine Doula?

Das Wort Doula kommt aus dem Griechischen von „douleia“ und bedeutet „Dienerin der Frau“. Ihre Aufgabe ist es, der werdenden Mutter mit Rat und Tat zur Seite zu stehen. Doulas arbeiten nach dem Prinzip „Mutter zu Mutter“ und stehen immer auf „Augenhöhe“ zur Verfügung. Im Gegensatz zu anderen Ländern kann in Österreich jede Frau Doula werden „Mütterlich kann man schließlich auch sein, ohne bereits Mutter geworden zu sein“, so Angelika Rodler, Obfrau des Vereins Doulas in Austria (DiA).

Doulas bereiten die Frau emotional auf die Geburt vor. Während der Geburt erfüllt sie die vermittelnde Rolle zwischen Frau, Hebamme und Arzt. Zudem entlastet sie den werdenden Vater, damit dieser im Kreißsaal nicht alleine für die Unterstützung seiner Partnerin zuständig ist. Sie hat eine zwei- bis dreiwöchige Rufbereitschaft rund um die Geburt und ist generell für das Wohlbefinden der Frau zuständig.

Vorteile der Geburtsbegleiterin

Übrigens: Es ist wissenschaftlich belegt, dass die Geburtsbegleitung durch eine Doula einen positiven Effekt hat. So führt zum Beispiel das ACOG (American College of Obstetricians and Gynecologists) Doulas als eine sichere Prävention von primären Kaiserschnitten an: „Die kontinuierliche Anwesenheit einer 1-zu-1-Unterstützung während der Geburt geht mit einer erhöhten Patientenzufriedenheit und einer statistisch signifikanten Verringerung der Kaiserschnitt-Rate einher.“ Auch die WHO (World Health Organization) spricht sich für Doulas aus.

Wie unterscheidet sich die Doula von der Hebamme?

Die Doula ist in erster Linie als emotionale Stütze der werdenden Mutter zu sehen. Sie nimmt vor der Geburt, währenddessen und danach die Rolle der „besten Freundin“ ein. Früher war es schließlich üblich Schwester, Mutter oder eine andere geburtserfahrene Freundin als Geburtsbegleitung dabei zu haben. Kurz gesagt, Doulas erfüllen alle nicht-medizinischen Dienste.

Sie helfen auch nach der Geburt dabei, ein möglicherweise entstandenes Trauma aufzuarbeiten, denn manche Doulas haben eine psychologische Ausbildung. Andere Doulas wiederum verweisen bei einem Trauma an eine geeignete Psychologin oder an eine Osteopathin, falls es körperlich etwas „einzurenken“ gibt. Oder aber sie hilft in ihrer Rolle als quasi beste Freundin und Zuhörerin. Doulas stellen zudem bei Bedarf auch den Kontakt zu Still- und Trageberaterin her.

Hebammen hingegen sind für die medizinischen Aspekte zuständig. Sie kontrollieren ob sich die Gebärmutter gut zurückbildet, sorgen dafür, dass entzündete Brustwarzen versorgt werden und achten auch darauf, dass das Neugeborene zunimmt. Eine Doula ist somit kein Ersatz, sondern vielmehr eine wertvolle Ergänzung für Hebammen.

„Viele Hebammen arbeiten sehr gut mit Doulas zusammen und wissen deren Arbeit zu schätzen, denn Doulas tragen zu einer entspannten Atmosphäre und mehr Wohlbefinden bei. Das kommt allen Beteiligten zugute. Eine Doula kann aber auch ein möglicher „Schmerzpunkt“ für Hebammen sein, so Expertin Rodler. Denn Doulas haben nur eine Aufgabe, auf die sie sich zu 100 Prozent fokussieren können: das emotionale Wohlbefinden der Frau.

Hebammen hingegen würden sich oftmals gerne mehr auf die Frau konzentrieren, müssen aber auch noch das Wohl des Babys immer im Auge haben. Zudem müssen Hebammen im Krankenhaus oft mehrere Frauen betreuen und sind dem Schichtwechsel untergeben. So kann es passieren, dass die zuständige Hebamme aufgrund der endenden Schicht an eine andere Hebamme übergeben muss, und das vielleicht auch noch ausgerechnet dann wenn es in die ‚heiße Phase’ der Geburt geht“, sagt Rodler.

Wie findet frau die passende Geburtshelferin?

Da natürlich die räumliche Nähe eine große Rolle bei der Wahl der Doula spielt kann man auf Doula.at nach Bundesländern filtern. Sollte keine passende Doula dabei sein, können Frauen sich bei Doulas in Austria melden und werden auch an nicht gelistete Doulas vermittelt. Und auch Doulas mit Spezialerfahrung sind verfügbar, sagt Angelika Rodler.

„Den Service einer Doula nehmen meistens Frauen in Anspruch, die schon eine Geburt erlebt haben und wissen, was sie brauchen. So kann es vorkommen, dass sich werdende Mutter und Doula schon sehr früh in der Schwangerschaft finden.“

Wie funktioniert die Doula-Ausbildung?

Da der Begriff „Doula“ nicht geschützt ist, kann man auch ohne Ausbildung als Doula arbeiten. Allerdings gibt es Kurse und Trainings, die einen auf die Arbeit als Doula vorbereiten. „Jede Frau, die als Doula arbeiten möchte, sollte sich ihrem Wunsch entsprechend organisieren. Denn es geht auch darum zu verstehen: Wie kann ich im bestehenden Gesundheitssystem besonders gut helfen“, sagt Rodler.

Sie ergänzt: „Unser seit 2005 bestehendes Doula-Training heißt auch ganz bewusst ‚Training‘ und nicht ‚Ausbildung‘, denn das Doula-Sein trägt man schon in sich, wenn man sich für diesen Weg entscheidet. Man muss diese Fähigkeiten aber natürlich trainieren. Es ist mit einem Rohdiamant zu vergleichen, den man erst noch schleifen muss.“

Wie viel kostet eine Doula?

Viele Doulas sehen ihre Arbeit als „Herzensdienst“, daher sind Doulas in der Regel nicht allzu teuer. Rechnen sollte man mit Kosten zwischen 200 und 400 Euro. Wobei es natürlich auch darauf ankommt welche Form der Betreuung gewünscht ist, etwa Begleitung schon in der Schwangerschaft oder nur Betreuung im Wochenbett. Im Normalfall bieten Doulas die Möglichkeit, ein individuelles Betreuungsmodell zu erstellen. „Wir empfehlen Doulas mindestens 350 Euro für die Betreuung in Rechnung zu stellen. Aber die endgültige Entscheidung liegt natürlich bei jeder Doula selbst“, so Rodler.

Es gibt auch Doulas, die ehrenamtlich arbeiten. Über die Krankenkasse können die Leistungen normalerweise nicht abgerechnet werden, weil sie nicht in den medizinischen Bereich fallen. Wer eine Zusatzversicherung hat, sollte aber dort nachfragen.

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