Rotes Plastikherz, das mit schwarzem Klebeband an eine weiße Wand geklebt ist
Herzschmerz

Liebeskummer überwinden: Yes, we can!

Liebeskummer betrifft nicht nur Teenager. Ob wir uns unglücklich verlieben oder der Partner sich trennt: Es trifft uns immer mitten ins Herz. Doch es gibt gute Wege, um den Herzschmerz zu überwinden.

Liebeskummer lohnt sich nicht? Doch, das tut er: „Wenn man Liebeskummer richtig anpackt, steckt darin eine ganz große Chance, sich weiterzuentwickeln“, sagt Elena Sohn, Autorin und Gründerin der Liebeskümmerer.

Ein gebrochenes Herz nutzen, um sich selbst neu zu erfinden? Klingt erst einmal abwegig – aber auch gut! Wie das klappen kann, verraten uns die Liebeskümmerin und Stefan Doering, Psychoanalytiker, Universitätsprofessor in Wien und ebenfalls Autor.

Liebeskummer: eine Definition

„Liebeskummer ist die Kehrseite des schönsten Gefühls das wir Menschen kennen“, sagt Sohn. Es ist die Trauer und der Schmerz über den Verlust eines geliebten Menschen – ob durch Trennung, unerwiderte Liebe oder Tod.

Liebeskummer ist ein verniedlichendes Wort eines tiefen Gefühls, das man mit Teenagern assoziiert – und leider auch nur Teenagern wirklich zugesteht. Gerade im Erwachsenenalter kann ein gebrochenes Herz aber eine fundamentale Lebenskrise darstellen: Man hat gemeinsame Kinder, wohnte zusammen, hatte einen gemeinsamen Lebensentwurf. „All das kann mit dem Beziehungsende in die Brüche gehen“, weiß Elena Sohn.

Liebeskummer (überwinden): 11 Fakten über den Herzschmerz

  1. Wie sich Liebeskummer äußert

    Trauer, Verzweiflung, Hoffnungslosigkeit, Perspektivlosigkeit: Die Symptome von Liebeskummer sind einer Depression sehr ähnlich. Wie schlimm der Schmerz Sie trifft, hängt aber weder vom Alter ab, noch vom Geschlecht. Sondern im Wesentlichen von zwei Faktoren: Wie viel reflektieren Sie und wie viel Gewicht geben Sie Ihrem Liebesleben.

    „Meine Beobachtung aus der Praxis: Menschen die sehr stark unter Liebeskummer leiden tun das, weil sie versuchen sehr viel Lebensglück aus Liebe und Partnerschaft zu ziehen“, sagt Expertin Sohn.

  2. Frauen und Männer verhalten sich unterschiedlich

    Beide Geschlechter leiden gleichermaßen. Aber: „Mann und Frau gehen mit dem Schmerz unterschiedlich um“, weiß die Liebeskümmerin. Frauen suchen nach einer Trennung oft das Gespräch mit Freunden, Familie und Kolleginnen. Privat ziehen sie sich aber sehr zurück, gehen kaum noch aus.

    „Bei Männern ist das genau andersherum: Sie reden mit niemandem über ihren Kummer, suchen aber gerne Ablenkung durch die Arbeit, Sport oder einen One Night Stand.“

  3. Macht Liebeskummer gesund oder krank?

    Beides, sagt Psychotherapeut Stefan Doering: Wenn wir uns zu sehr hineinsteigern und der Liebeskummer krankhaft wird, kann das zu psychischen Erkrankungen, wie einer Depression, führen. Aber: Liebeskummer ist sehr gesund und wichtig, um frei zu werden und den Verlust zu überwinden. „Ohne Trauer wird das nicht gelingen.“

  4. Liebeskummer dauert ...

    Je länger man zusammen war, je tiefer, intensiver oder verstrickter die Beziehung gewesen ist, desto länger dauert Liebeskummer.

    Interessant: Liebeskummer belastet viele stärker als etwa den Tod eines Partners zu verarbeiten – vorausgesetzt man hatte „eine gute und eindeutige Liebe“, weiß Psychotherapeut Doering.

  1. Liebeskummer überwinden: Verstehen, was passiert ist

    Der Kopf frägt ständig: Warum? Was ist falsch gelaufen? Manchmal ist es eindeutig, aber oft ist der Grund ein unbefriedigender, wie „Er hat aufgehört, mich zu lieben“.

    Was dann helfen kann: viel reflektieren! Versuchen Sie – ob alleine oder mit Hilfe – folgende Fragen zu beantworten: Wieso ist es so weit gekommen? Wie hat es mit mir, mit meinem Partner, mit uns zu tun? Was hätte besser laufen können – was aber auch nicht? Was kann ich jetzt tun, um mich selbst neu zu erfinden und mein eigenes Leben zu gestalten?

  2. Trauern Sie so lange wie nötig!

    Der Trauerprozess ist entscheidend, um Liebeskummer zu verarbeiten. Experte Doering rät: „Erlauben Sie sich die Trauer, lassen Sie den Schmerz zu und weinen Sie.“ Und das darf so lange dauern, wie es eben dauert: „Trauern ist ein Prozess der Zeit braucht“, bestätigt auch die  Liebeskümmerin. Viele denken, Liebeskummer muss nach spätestens drei Monaten vorbei sein. „Es ist aber völlig okay, wenn es länger dauert.“

     

  3. Reden Sie über Ihren Herzschmerz

    „Es gibt Studien, dass ein Gespräch oder eine Auseinandersetzung mit Liebeskummer dabei hilft schneller ein neues Selbstkonzept zu entwickeln. Also einen Plan davon: Wer bin ich nach dieser Partnerschaft?“, sagt Liebeskümmerin Sohn.

    Vor allem helfen Freunde und Familie dabei, ein realistischeres Bild der Exfreundin oder des Exfreundes zu gewinnen. Wer unter Liebeskummer leidet, neigt nämlich dazu, den Partner entweder zu verteufeln oder zu glorifizieren.

  4. Sich selbst Gutes tun, um Liebeskummer zu überwinden

    Versuchen Sie den Blickwinkel wegzulenken von Ihrem Expartner, hin zu sich selbst. Wie können Sie sich Gutes tun, was gibt Ihnen Kraft? Ist es Sport, ein Spaziergang in der Natur, ein Museumsbesuch oder Wellness daheim mit Freundinnen?

    Tipp von der Liebeskümmerin: Essen, trinken und schlafen Sie genug! Damit Sie gar nicht erst in einen negativen Kreislauf kommen.

  5. Was wir bei Liebeskummer besser vermeiden

    Den Liebeskummer verdrängen: „Den Schmerz wegschieben und sich gleich bei der nächsten Liebesbörse anmelden, um nicht allein zu sein, ist einem potenziell neuen Partner gegenüber nicht gerade fair“, sagt Sohn. Und: Wenn Sie Ihrem oder Ihrer Ex später wiederbegegnen, wird es Sie emotional durchrütteln, sagt Doering: „Wir machen emotionale Schulden, wenn wir nie trauern!“. Es fühlt sich Jahre später noch so an, als hätten Sie die Beziehung erst gestern beendet.

  6. Umgang mit dem Ex

    Auch den Expartner zu stalken, ist eine schlechte Idee – und verlängert den Herzschmerz. Also: Ständig das Facebook-Profil vom Ex checken ist eine schlechte Idee. „Soziale Medien machen den Ablösungsprozess heute viel schwerer als früher“, weiß Sohn. Aber bitte vermeiden Sie den Kontakt, denn: „Die Wunde reißt so immer wieder auf.“

  7. Befreundet mit dem Ex: Geht das?

    Durchaus. Vorausgesetzt, Sie machen es richtig. Wer mit dem  Expartner befreundet sein will, geht nach dem Trauerprozess aktiv auf ihn zu. Liebeskümmerin Sohn weiß: „Wenn man den Kontakt komplett kappt, bleibt immer ein bisschen was Negatives zurück. Das ist nicht schön, schließlich haben Sie diesen Menschen einmal geliebt.“ In vielen Fällen, sagt sie, klappt eine Freundschaft mit dem Ex.

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