Puderpinsel über einem Mikrophon
Ein Trend, der polarisiert

ASMR: Entspannung durch das große Kribbeln

„Tingles“ durch ASMR sind ein wunderbar angenehmes Gefühl, von dem viele nicht genug bekommen können. Noch nie probiert? So holen Sie sich das schöne Kopfkribbeln!

Entspannung hat bekanntlich viele Gesichter: Die einen gehen in den Wald, die anderen meditieren und manche lieben ASMR. Kennen Sie nicht? Dann verpassen Sie was! Die ASMR-Community ist riesig: Mittlerweile gibt es mehr als 330 Millionen ASMR-Videos auf YouTube, einige davon haben mehre Millionen Klicks. Das macht die ASMR-Community zu einer der erfolgreichsten auf YouTube. Was hinter dem Trend steckt und wie Sie sich das wohlige Kribbel-Gefühl holen:

ASMR: Grotesk oder großartig?

Für Außenstehende wirkt es schon etwas seltsam: In einem Video wird in mehr als einer halben Stunde eine Art Friseurbesuch nachgestellt. Lange Haare werden langsam frisiert, gestreichelt, zusammengebunden, gewaschen, eingeölt und wieder frisiert. Ein anderes Video zeigt, wie mit Fingerkuppen oder Fingernägeln auf Gegenstände geklopft (Tapping) oder gekratzt (Scratching) wird. Wieder andere Beiträge widmen sich knisternden Folien oder sogenannten „Handsounds“ – oft begleitet von einem sanften Flüstern.

Sie sehen schon: ASMR Sounds können sehr unterschiedlich sein. Und die Geräusche sind auch die wichtigste Komponente bei ASMR, denn meist lösen diese das begehrte Kribbeln aus. Doch mal von vorne: Von welchem Gefühl reden wir überhaupt?

Was bedeutet ASMR?

ASMR steht für Autonomous Sensory Meridian Response. Es beschreibt ein Gefühl und das erklärte Ziel aller Videos: „Tingles“ zu erzeugen. Gemeint ist ein angenehmes Kribbeln, das meistens am Hinterkopf beginnt und sich über den Nacken und Schulterbereich bis zum Rücken zieht.

Das Gemeine: Nicht alle Menschen spüren dieses wohlige Gefühl. Doch jene, die es haben, bekommen nicht genug davon! Diese sogenannten „Tingles“ versprechen Wohlbefinden, Entspannung und einfach einen unglaublich angenehmen Zustand.

Warum ist ASMR so entspannend?

Die Fangemeinde verwendet die Videos um einzuschlafen, um Stress zu bekämpfen oder einfach um nach einem langen Tag zu entspannen. Sogar bei Angststörungen soll ASMR schon geholfen haben. Die Forschung steht bislang vor einem Rätsel – zu wenig ist bekannt über den Entspannungstrend. Auf Ergebnisse fundierter Studien wird man wohl auch noch etwas warten müssen.

Fakt ist: Viele haben das Gefühl schon früh in ihrem Leben kennengelernt. Meist schon als Kind, wenn etwa die Mama die Haare bürstete. In den vergangenen Jahren entdeckten viele, dass es für dieses schöne Gefühl niemanden braucht, der durch die Haare streicht – es funktioniert auch ganz einfach mit diesen Videos.

Geräusch-Gurus: Die besten ASMR-Kanäle

Sie sind auf der Suche nach den besten YouTube-Kanälen für das Kribbeln? Die Gurus der Szene sind zweifellos YouTuber wie WhispersRed, Gibi ASMR, Gentle Whispering ASMR, ASMR Zeitgeist oder ASMR Darling – sie zählen zu den beliebtesten ASRM-Kanälen. Doch in der Tingle-Welt auf YouTube gibt es noch viel mehr zu entdecken. Die Auslöser für ASMR sind von Mensch zu Mensch unterschiedlich. Manche brauchen ganz schnelles, hartes Kratzen auf rauem Stoff, andere wieder sehr sanftes Flüstern und Streichen. Welcher Kanal für Sie am besten ist, müssen Sie also selbst herausfinden.

Apropos Guru: Als Urvater der Bewegung gilt der Kult-Maler Bob Ross, der Anfang der 80er mit seinen entspannenden Malerei-Tutorials „The Joy of Painting“ mit ruhiger Sprechstimme weltweit für Entspannung vorm Fernseher sorgte.

Leise ASMR-Videos, laute Welt

Das größte Vorurteil? ASMR hätte einen rein erotisierenden Effekt. Die Community sieht das ganz gegenteilig und behauptet, Menschen sind es einfach nicht mehr gewöhnt, dass sie jemand liebevoll und zärtlich anspricht, ohne dabei sofort an Sex zu denken. Vielleicht ist da etwas dran. In einer Welt, in der alles noch lauter, schneller, effizienter und schriller sein muss, ist ASMR eine leise Rebellion gegen die hektische Medienwelt. Die Videos vermitteln eine Nähe, eine Hingabe und eine Entschleunigung, die heutzutage selten geworden ist. Und es ist schon spannend, dass gerade die leisesten Videos die lauteste Resonanz bekommen.

Her mit den Tingles! So funktionert ASMR auch für Sie:

Sie möchten es jetzt selbst ausprobieren? Die besten Tipps für Einsteigerinnen und Einsteiger:

  • Hören und schauen Sie die Videos mit (guten!) Kopfhörern, dann stellen sich die Tingles leichter ein.
  • Stöbern Sie durch viele verschiedene YouTube-Kanäle, um Ihre persönlichen „Trigger“ zu finden. Denn die einen lieben schnelles Kratzen, die anderen ein sanftes Flüstern und wieder andere bekommen das Kribbeln nur von Rollenspielen. Also nicht zu schnell aufgeben, wenn Sie das Kribbeln anfangs noch nicht spüren!
  • Für viele sind nicht nur die Geräusche, sondern auch die visuellen Reize wie etwa Handbewegungen wichtig für die Tingles. Schauen Sie also auch aktiv die Videos und legen Sie sich nicht mit den Kopfhörern und geschlossenen Augen auf die Couch.
  • Wenn absolut kein Video das Kopfkribbeln auszulösen vermag, gibt es noch eine Chance: Tingles bekommen viele auch durch sanfte Berührungen – vor allem am Kopf und in den Haaren. Vielleicht kann Ihnen eine nahestehende Person zärtlich die Haare frisieren und Ihnen so das begehrte Kribbeln schenken.
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