Haare färben mit Pflanzenfarbe: Das müssen Sie beachten
Eine Expertin gibt Tipps

Pflanzliche Haarfarbe: Worauf wir achten beim Haarefärben

Naturkosmetik boomt, auch beim Haarefärben. Ob pflanzliche Haarfarbe wirklich gesünder ist und ob man mit ihr die Haare auch blondieren kann, weiß dm Expertin Renate Harrer.

Mit Haarefärben kennen wir uns aus – ob für blondes Haar oder für rote Haarschöpfe. Aber wussten Sie, dass schon unsere Ahninnen vor 3.000 Jahren es liebten, ihren Haaren mit der „Urpflanzenhaarfarbe“ Henna einen aufregenden Farbschimmer zu verleihen? Ob Sie graue Haare abdecken oder einen Kupferschimmer ins Haar bekommen wollen: Auch heute noch gibt es viele Gründe, seine Haarpracht mit Farben aus der Natur aufzuhübschen. dm Expertin Renate Harrer verrät uns, wann wir beim Haarefärben zuhause auf pflanzliche Haarfarbe, also Naturkosmetik, setzen sollten.

Mit pflanzlicher Farbe die Haare färben: Was wir darüber wissen müssen

Frau Harrer, wie definiert sich „Pflanzenhaarfarbe“ genau? 

Renate Harrer: Pflanzliche Haarfarbe ist absolut auf Naturbasis aufgebaut. Und: Sie wird immer nur mit heißem Wasser abgerührt. Es sind auch kein Ammoniak oder sonstige chemische Bestandteile enthalten. Bei echter Pflanzenhaarfarbe gehört im Gegensatz zu chemischer Farbe außerdem kein Entwickler dazu. Die Pflanzenfarbe ist also wie eine schonende Tönung, wenn man es genau nimmt.

Pflanzenhaarfarbe verwenden wir auch im dm friseurstudio. Wir arbeiten mit einem Produkt, aus dem sich mehrere Farbtöne mischen lassen: von Muskatnuss über Ingwer und Pfeffer bis hin zu Mahagoni.

Und was bewirkt pflanzliche Haarfarbe im Vergleich zu herkömmlicher Farbe?

Pflanzenhaarfarbe legt sich um die Haare, herkömmliche Farben dagegen brechen die Haarstruktur auf – und sind dadurch länger haltbar. Eine Pflanzenhaarfarbe hält dagegen im Schnitt zwischen 15 und 20 Haarwäschen. Denn: Das natürliche Färbemittel funktioniert ohne Chemie und ist für eine Brillanz sehr schön. Möchte ich aber eine intensive Farbveränderung, muss ich zu einer herkömmlichen Farbe greifen.

Was ist der Vorteil von Pflanzenhaarfarben?

Sie sind gesünder für Kopf und Haar, weil keine chemischen Substanzen enthalten sind. Der Nachteil ist aber eben: Wir müssen dafür Abstriche in Deckkraft und Farbauswahl machen.

Der Begriff „pflanzliche Haarfarbe“ lässt es vermuten: Ist sie wirklich vegan?

Ja, alle, die ich kenne, sind vegan. Aber es gibt inzwischen so ein großes Spektrum an Pflanzenhaarfarben, dass ich nicht ausschließen kann, dass es doch nicht vegane Präparate gibt.

Ganz konkret: Welche Unterschiede gibt es bei der Anwendung im Vergleich zu chemischen Mitteln?

  • Beim Mischen: Pflanzenhaarfarbe ist viel bröckeliger und schwieriger zum Abrühren, als chemische. Und: Sie wird mit heißem Wasser abgerührt.
  • Beim Auftragen: Pflanzliche Farbe ist auch schwieriger zum Auftragen, da es eine dicke Paste ist.
  • Bei der Einwirkzeit: Haarfarbe auf Pflanzenbasis muss länger einwirken. Je nach gewünschter Farbe und Intensität zwischen 45 Minuten und einer Stunde. Beim Einwirken werden die Haare außerdem meist in ein Papiertuch gewickelt, als Unterstützung zur Wärmebildung. Bei herkömmlicher Haarfarbe deckt man den Kopf nicht ab.

Was muss ich bei pflanzlicher Farbe beachten, um das gewünschte Farbergebnis zu erzielen?

Die Ausgangslage ist wichtig – egal, ob es sich um Ihre Naturhaarfarbe handelt oder Ihre Haare schon gefärbt sind. Sie müssen schauen: Wieviel Weißanteil habe ich? Welche Farbnuancen haben meine Haare von Natur aus? Und welchen Farbton wähle ich für meine Naturhaarfarbe bzw. die Ausgangslage? Haare, die von Natur aus sehr dunkel sind, werden zum Beispiel mit Rot-Tönen nie so intensiv gefärbt wie mittelblonde Haare.

Außerdem sollten Sie beachten: Farben auf Pflanzenbasis sind semi-permanente Farben. Das heißt, sie haben keine künstlichen Pigmente wie chemische Farben und es wird zum Anrühren kein Entwickler verwendet. Dadurch halten sie nicht so lange und waschen sich mit der Zeit meist leicht aus. Die Haltbarkeit ist also nicht so gegeben wie bei chemischer Farbe, die zu den permanenten Farben gehört.

Kann man mit Coloration auf Pflanzenbasis jede Farbe färben?

Mögliche Farben, die mit sich gut für eine pflanzliche Coloration eignen, sind warme Farben. Braun-, Rot- und Goldtöne lassen sich mit Naturhaarfarben gut färben. Meist gehen die pflanzlichen Farben in den Kupferbereich. Was gar nicht funktioniert mit pflanzlicher Haarfarbe: kühle Töne zu erzeugen wie grau, blau oder violett. Und auch Blondieren ist leider nicht möglich mit pflanzlicher Haarfarbe. Wenn Sie nicht von Natur aus blonde Haare haben, können Sie nicht heller werden. Was mit Pflanzenextraxten aber bei blondem Haar funktioniert: mehr Brillanz hineinzubekommen.

Wie sieht es mit der Grauabdeckung aus?

Graues Haar gibt es für uns Friseure nicht. Das Haar erscheint nur grau, wenn es teilweise noch mit Pigmenten voll ist und teilweise eben nicht mehr. Wir Expertinnen im dm friseurstudio sprechen deshalb von weißem Haar – und eine echte Pflanzenhaarfarbe kaschiert das nur, deckt es aber nicht ab. Das weiße Haar blickt also nicht mehr stechend weiß heraus. Es ist aber nicht eingefärbt, sondern nur angefärbt. Will ich es gedeckt haben, muss ich zur Chemie greifen.

Wenn wir chemisch gefärbte Haare haben und auf natürliche Mittel umsteigen wollen: Was müssen wir beachten? Können wir einfach drauflos färben?

Das kommt auf das gewünschte Resultat an – das lässt sich nicht verallgemeinern. Prinzipiell kann aber nicht großartig etwas schiefgehen, wenn Sie alles beachten, worüber wir schon geredet haben. Dann können Sie ohne Weiteres auf Pflanzenhaarfarbe umsteigen. Vor einem aber warne ich noch bei einem Umstieg: Wenn Sie mit Pflanzenhaarfarbe gefärbt haben und dann chemisch blondieren, kann es sein, dass Sie grüne Haare bekommen. Das ist also mit Vorsicht zu genießen. Am besten färben Sie dann nicht alleine daheim, sondern lassen sich von Expertinnen oder Experten beraten.

Woran erkennen Kundinnen etwa im dm drogerie markt, dass sie wirklich reine pflanzliche Haarfarbe kaufen?

Pflanzenhaarfarbe ist pulvrig und wird durch heißes Wasser zu einer festen und kompakten Masse. Ein großes Zeichen, dass es sich nicht um reine Pflanzenfarbe handelt, ist es, wenn außer Wasser noch etwas anderes zum Pulver gemischt werden soll. Denn Pflanzenhaarfarbe braucht nichts außer heißes Wasser. Sobald also eine andere Flüssigkeit oder Creme zur Pflanzenfarbe dazugemischt werden muss, ist irgendwas Synthetisches drin. Dann ist es keine echte Pflanzenhaarfarbe.

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