Ältere Frau - vielleicht schon in den Wechseljahren - lehnt sich an die Schulter einer jüngeren Frau
Wir reden Tacheles!

Wechseljahre: Schon ab Ende 30 ein Thema!

Wechseljahre? Eh klar: Hitzewallungen und keine Periode mehr. Wirklich? Nein! Hinter dem Begriff „Wechseljahre“ steckt viel mehr – hinter dem Begriff „Menopause“ sogar weniger.

„Die meisten Frauen haben keine Ahnung über die Wechseljahre, weil die Meinungen darüber veraltet sind. Sie sind auf dem Stand von vor 30 bis 40 Jahren“, sagt Gynäkologin Sheila de Liz. Sie ist auch Buchautorin, hat den Ratgeber „Unverschämt. Alles über den fabelhaften weiblichen Körper“ geschrieben und nun ihr zweites Buch veröffentlicht:Woman on fire. Alles über die fabelhaften Wechseljahre“.

Fakt ist: Zur Facharztausbildung gehören die Wechseljahre und ihre Beschwerden nicht dazu. Das heißt: Viele Gynäkologinnen und Gynäkologen haben genauso wenig Ahnung wie ihre Patientinnen. Außerdem, sagt de Liz, seien die Wechseljahre und ihre Symptome immer noch ein Tabuthema – genau wie die Menstruation und überhaupt das weibliche Geschlechtsorgan Vagina.

Wie viel Unwissenheit mit dem Wechsel der Frau verbunden ist – was schon damit beginnt, ab wann die Wechseljahre wirklich beginnen, wie lange sie dauern und welche Symptome uns das Leben schwer machen – hat uns Gynäkologin Sheila de Liz im Interview verraten.

Wechseljahre: Ab wann, wie lange – und mit welchen Symptomen?

Gleich einmal zu den Begrifflichkeiten, denn die werden oft miteinander verwechselt. Was Sie wissen sollten:

Prämenopause. Gut zu wissen: „Die Wechseljahre können beginnen, obwohl Sie die Periode noch regelmäßig haben. Nur weil frau noch menstruiert, heißt das nicht, dass sie noch nicht in den Wechseljahren ist.“ Denn der Hormonhaushalt beginnt ab Ende 30, sich zu verändern und kann, sagt die Expertin, für „diskrete Veränderungen der Befindlichkeit“ sorgen. Wundern Sie sich also nicht, wenn erste Beschwerden bereits mit 40 einsetzen, in der sogenannten Prämenopause – also einige Jahre, bevor die Periode ausbleibt. (Schwanger mit 40 plus können Sie trotzdem noch werden.) Sie erkennen, dass Sie in der Prämenopause sind, wenn Sie unregelmäßige oder lang anhaltende Regelblutungen haben. Diese Phase geht meist fließend über in die:

Perimenopause. Die Perimenopause beginnt, wenn in Ihren Eierstöcken keine Follikel mit befruchtungsfähigen Eizellen mehr reifen. Ihr Eisprung wird seltener. Ihre Menstruation ist bald Geschichte, doch die Beschwerden können noch rund sieben bis zehn Jahre anhalten: Hitzewallungen, trockene Scheide, Muskel- und Gelenkschmerzen (viele Frauen haben diese als Hauptsymptom und nicht die Hitzewallungen!), Depressionen, Herzrhythmusstörungen oder kuriose Hautbeschwerden. Sie sind jetzt im Wechsel, in den Wechseljahren.

Menopause. Sie umfasst nur ein paar Tage, nämlich die der allerletzten Periode einer Frau in ihrem Leben, meist um das 50. Lebensjahr herum. Ein Jahr nach der Menopause endet die Perimenopause – und die Postmenopause beginnt.

Wie können wir uns auf die Perimenopause vorbereiten?

Noch eine schlechte Nachricht: „Man kann leider nicht viel tun, außer schon in den Dreißigern auf seinen Lebensstil zu achten“, weiß Expertin de Liz. Das heißt: gesund ernähren und eine Sportart treiben, die einem zusagt. Prinzipiell eigne sich jede Sportart. Yoga, Laufen, Beckenbodentraining – egal, Hauptsache, frau bewegt sich. Ein weiterer Tipp der Gynäkologin: „Investieren Sie mit 30 in die richtige Beziehung.“ Denn: In den Wechseljahren sortiert frau viel aus. Deshalb sollten Sie, wenn es soweit ist, die Menschen um sich haben, die Ihnen guttun und Kraft geben.

Wenn Sie bereits erste Symptome wie Gelenkschmerzen spüren, Ihr Arzt oder Ihre Ärztin aber nicht darauf kommt, dass es ein Anzeichen für die Wechseljahre sein könnte: Sprechen Sie das Thema an und lassen Sie im Zweifelsfall einen Hormonspiegel machen. Damit kann leicht festgestellt werden, ob sich die Perimenopause bereits ankündigt. In den Wechseljahren ändert sich nämlich der Hormonspiegel.

Auch wichtig, wenn Sie sich zum Beispiel sorgen, dass Ihre Scheide austrocknet: „Früh bei Frauenarzt oder -ärztin nachfragen, ob sie die Veränderung in der Scheide schon sehen. Ärzte sehen die Veränderungen nämlich, bevor frau sie spürt“, weiß die Gynäkologin de Liz. Bei der sogenannten vaginalen Atrophie wird die Haut dünner und empfindlicher, es kann zu kleinen Rissen kommen und die Penetration schmerzhaft werden. Eine Hormoncreme für die Vagina schafft leicht Abhilfe. Die Salbe mit einer sehr abgeschwächten Östrogensorte wirkt nur auf die Schleimhaut und macht die Haut der kleinen Schamlippen geschmeidiger. Dann klappt’s auch besser mit dem Sex. Apropos:

Was wird besser in den Wechseljahren? Der Sex!

„Viele Frauen erleben eine sehr robuste Libido in der Perimenopause“, sagt de Liz. Frauen im Wechsel trauen sich eher, im Bett ihre Wünsche zu äußern und machen sich weniger Sorgen über Cellulite oder hängende Brüste. Die Unsicherheiten, unter denen wir in den Zwanzigern und Dreißigern litten, verfliegen also (endlich!). Sheila de Liz ist davon überzeugt, dass uns regelmäßiger Sex, auch im/nach dem Wechsel, länger jung hält.

Die Wechseljahre bringen aber noch viele weitere Vorteile: Typischerweise kümmern sich Frauen früher im Leben hauptsächlich um die Bedürfnisse anderer – ob Mann, Kinder, Schwiegermutter – wir versuchen alle glücklich und zufrieden zu machen. Das ändert sich im Wechsel. Ganz nach dem Motto: Ich habe mich die letzten 20 Jahre um alle anderen gekümmert, jetzt kümmere ich mich um mich selbst. Viele Frauen finden in den Wechseljahren außerdem die Kraft ‚Nein‘ zu sagen und sich von Energiesaugern zu lösen. Und das Beste: „Die Meinung anderer geht einem auf einmal am Hintern vorbei.“

Unser Tipp

Ein guter Frauenarzt, eine gute Frauenärztin sollte Sie in den Wechseljahren gut begleiten – und womöglich helfen Ihnen diese sanften Mittel, erhältlich im dm Online Shop.

Buchcover von

Woman on Fire – Alles über die fabelhaften Wechseljahre
Dr. med. Sheila de Liz
Verlag: rowohlt POLARIS

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